Ist Einsamkeit eine Gefahr für die Demokratie? Das lassen erste Studien vermuten – einsame Menschen haben zum Beispiel weniger Vertrauen in ihre Mitmenschen und Institutionen und beteiligen sich seltener an demokratischen Prozessen. Nicht erst seit der Coronapandemie ist außerdem klar, dass auch junge Menschen verstärkt Einsamkeit erleben. Dabei ist eine tatkräftige Jugend essenziell für eine lebendige Demokratie.
Viele junge Menschen entwickeln in der Jugendphase Einstellungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen und probieren demokratische Partizipation aus. Sie diskutieren, besuchen Demonstrationen, oder gehen zum ersten Mal wählen. Gleichzeitig stehen sie besonders im Visier demokratiefeindlicher Akteure, die versuchen, Menschen für ihre Ideologie zu gewinnen. Zur steigenden Verbreitung von Individualismus in der Gesellschaft kam während der Pandemie ein starker Anstieg von Einsamkeitserfahrungen hinzu, besonders unter jungen Menschen: Vielen fehlen nun ein klares Bild der Gesellschaft und soziale Begegnungsräume.
KOLLEKTive Voices | Einsamkeit überwinden – Demokratie stärken
Wir haben junge Menschen aus ganz Deutschland im Alter von 14 bis 21 Jahren zusammengebracht. Hier sind ihre Forderungen an die Politik zu Bildung, mentaler Gesundheit, Orten und Demokratie.
Methodenkoffer gegen Einsamkeit
Der Methodenkoffer gegen Einsamkeit bietet eine vielfältige Auswahl von neuen Formaten, die in der Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt werden können, um den Umgang mit Einsamkeit und prodemokratische Haltungen zu stärken. Die Methoden eignen sich insbesondere für die außerschulische Jugendarbeit sowie fächer- und klassenübergreifende Projekte in der Sekundarstufe II der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen.
Der Kurzfilm
Im Kurzfilm “Erst einsam, dann extrem?” teilen Jugendliche ihre Erfahrungen mit Einsamkeit, ihren Blick auf die Gesellschaft sowie ihre Wünsche und Forderungen an die Politik.
Die Studie
Die repräsentative Studie “Extrem einsam? – Die demokratische Relevanz von Einsamkeitserfahrungen unter Jugendlichen in Deutschland“ vom Progressiven Zentrum und Prof. Dr. Claudia Neu, Prof. Dr. Beate Küpper sowie Prof. Dr. Maike Luhmann liefert einzigartige Erkenntnisse zu Lebenswelt und Einsamkeitserfahrungen Jugendlicher in Deutschland sowie dem Zusammenhang mit (anti)demokratischen Einstellungen. Das Kernergebnis: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit bei jungen Menschen und autoritären Einstellungen, Verschwörungsmentalität und der Billigung politischer Gewalt. Einsamkeit hat also eine demokratische Relevanz.
Am 10. Februar 2023 wurden die Ergebnisse der Studie vorgestellt und mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus, Pia Lamberty, Mitgründerin und Co-Geschäftsführerin von CeMAS, Melanie Eckert, Mitgründerin und CEO von krisenchat, und Co-Autorin Prof. Dr. Beate Küpper diskutiert. Die Veranstaltung wurde moderiert von Bent Freiwald, Journalist bei Krautreporter.
Die gesamte Veranstaltung kann hier angeschaut werden.
Das Kollekt-Portal
Um Jugendlichen einen Raum zum anonymen Teilen ihrer Erfahrungen zu geben, haben wir das Kollekt-Portal geschaffen. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und Multiplikator:innen. Anhand von konkreten Fragen werden junge Menschen hier angeregt zu teilen, wie sie Einsamkeit erleben und was sie sich von der Politik wünschen.
Kollekt Blog
Kollekt in der Presse
Einsamkeit: Was Jugendliche von der Politik fordern
Torben Bennink
Wenn Einsamkeit die Demokratie gefährdet
Ann-Katrin Müller
Einsame Jugendliche neigen laut Studie zu Verschwörungsmythen
Konstantin Zimmermann
Studie: Einsame Jugendliche anfälliger für Verschwörungstheorien
dts Nachrichtenagentur
Paulina Fröhlich: Einsamkeit kann Jugendliche radikalisieren
Korbinian Frenzel
Warum Einsamkeit unserer Demokratie schadet
Corina Heinzmann & Céline Raval
Extrem einsam?
STARK gemacht!
Hintergrund zum Projekt
Das im Bundesprogramm Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte mehrjährige Projekt Kollekt widmet sich Einsamkeitserfahrungen unter Jugendlichen und geht der Frage auf den Grund, inwiefern sie demokratieentfremdende Tendenzen oder gar extremistische Denkmuster befördern können. Über die Grenzen einzelner Disziplinen hinweg möchte das Projekt Brücken zwischen Theorie und Praxis, sowie Jugendlichen und Politiker:innen bauen.
In der ersten Projektphase wurden im Rahmen der Studie „Extrem einsam?” wissenschaftliche Grundlagen für das Projekt geschaffen. Mit dem dokumentarischen Kurzfilm „Erst einsam, dann extrem?” sowie durch das Kollekt-Portal werden Stimmen Jugendlicher eingefangen, um einen nahbaren Zugang zu ihren Perspektiven zu schaffen. In der nächsten Phase werden in enger Zusammenarbeit mit Akteur:innen aus der Jugend- und Präventionsarbeit neue Präventionsansätze entwickelt.
Projektteam
Sie möchten über Kollekt und weitere Projekte des Progressiven Zentrums informiert werden? Hier beim Newsletter anmelden.
Wir entwickeln und debattieren Ideen für den gesellschaftlichen Fortschritt – und bringen diejenigen zusammen, die sie in die Tat umsetzen. Unser Ziel als Think Tank: das Gelingen einer gerechten Transformation. ▸ Mehr erfahren