Zusammenfassung
Im Vergleich zu deutschen Auszubildenden tendieren junge Menschen mit Zuwanderungshintergrund bei einer begonnenen Ausbildung deutlich seltener zu einem Abbruch, wenn sie über gute Sprach- und Mathematikkenntnisse verfügen und ihre Wunschausbildung beginnen konnten. Darüber hinaus sind auch die Unterstützung aus dem unmittelbaren kollegialen Umfeld sowie gut strukturierte Auswahl- und Onboarding-Prozesse ausschlaggebend für eine nachhaltige Integration in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Sprache, soziale Interaktion und Onboarding als zentrale Integrationsfaktoren
Unter der Fragestellung, wie vor diesem Hintergrund eine nachhaltige Integration junger Zugewanderter in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gelingen kann, analysierte ein interdisziplinäres Forschungsteam um Professor Florian Kunze Daten einer Langzeitstudie, für die seit 2021 1.139 Auszubildende regelmäßig per Smartphone-App zu den Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit und ihren Kündigungsabsichten befragt werden. Demnach sind im Vergleich zu Auszubildenden mit deutschem Pass v. a. drei Faktoren entscheidend dafür, ob junge Zugewanderte eine Ausbildung fortsetzen und ggf. beenden:
- individuelle Rahmenbedingungen wie Sprach- und Mathematikkenntnisse sowie die Frage, ob die Ausbildung im tatsächlich gewünschten Ausbildungsberuf begonnen werden konnte. Gute Sprachkenntnisse bspw. reduzieren die Bereitschaft zur Kündigung bei den Befragten mit Zuwanderungshintergrund fast um die Hälfte;
- die soziale Interaktion am Arbeitsplatz – insbesondere die Unterstützung durch Kolleg:innen im unmittelbaren Arbeitsumfeld;
- die Unterstützung durch den Ausbildungsbetrieb. Vor allem durch Sozialisierungsstrategien wie systematische Schulungen und soziale Integrationsmaßnahmen zu Beginn der Ausbildung können Ausbildungsbetriebe die Kündigungsabsichten junger Zugewanderter halbieren.
Eine zentrale Rolle kommt darüber hinaus dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland zu. Dieses bietet gerade jüngeren Zugewanderten, die die formalen und sprachlichen Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums noch nicht erfüllen, einen perspektivreichen Weg in eine sichere und qualifizierte Beschäftigung.
Handlungsempfehlungen
Durch aktuelle Flüchtlingsbewegungen und den absehbar zunehmenden Fachkräftemangel wird die Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt weiter an Dynamik gewinnen. Das duale Ausbildungssystem bietet dabei auch im internationalen Vergleich gute Chancen für die Integration Zugewanderter in das Beschäftigungssystem. Um die nachhaltige Integration zugewanderter Auszubildender zu verbessern, sollten die Rahmenbedingungen der Ausbildung weiter verbessert werden.
Politische Handlungsoptionen bestehen der Analyse “Integration@Work” zufolge v. a. in den Bereichen Ausgangsqualifikation, Sprachförderung sowie der verstärkten Förderung ausbildungsbegleitender Hilfen (abH) und Initiativen zur Reduktion von Ausbildungsabbrüchen. Auch die gezielte Unterstützung mittlerer und kleinerer Unternehmen, die in der Regel nur über geringe Ressourcen zur strukturierten Integration zugewanderter Auszubildender verfügen, kann deutliche Verbesserungen nach sich ziehen.
Autor:innen
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