Kunst und Kultur schaffen Begegnungen, sorgen für Irritation, üben Kritik und stiften Sinn. Ihr demokratieförderndes Potenzial können Kunst und Kultur jedoch nur dann ausschöpfen, wenn ihre Freiheit gesichert ist. Gesellschaftliche Machtverhältnisse, die Folgen der Corona-Krise und der rechte Kulturkampf drohen die Freiräume der Kunst- und Kulturlandschaft weiter einzuschränken.
Das Projekt “The Art of Democracy – Countering Populism in Arts & Culture” brachte Künstler:innen, Kulturschaffende und Menschen aus Kulturpolitik und Verwaltung zusammen. Ziel der insgesamt sechs Workshops (Bochum, Halle, Hamburg, München, Dresden und Erfurt) und einer digitalen kulturpolitischen Konferenz war es, gemeinsam über die Rolle von Kunst und Kultur in der Demokratie zu reflektieren, Strategien im Umgang mit anti-demokratischer Einflussnahme zu entwickeln und damit Kunst und Kultur in ihrer Freiheit, Kreativität und Souveränität zu stärken.
In einer Abschlusspublikation wurden die im Laufe des Prozesses gesammelten Erfahrungswerte aufbereitet und in das größere Bild anti-demokratischer Agitationen eingeordnet. Die Handreichung soll durch eine strukturierte Sammlung konkreter Umgangsstrategien und Unterstützungsmöglichkeiten zu einer Stärkung der Kunst und Demokratie beitragen.
Meilensteine
Strategische Leitung
Operative Leitung
Abschlusspublikation
Geraten Kunst und Kultur unter Druck, gerät Demokratie unter Druck. Vor diesem Hintergrund bestand der übergeordnete Zweck des Projekts darin, die Resilienz der Kunst- und Kulturschaffenden zu stärken und Umgangsstrategien angesichts illiberaler Einflussnahme, anti-demokratischer Einschüchterung und anti-pluralistischer Anfeindungen bereit zu stellen.
Die Abschlusspublikation “Resiliente Kunst und Kultur: Umgangsstrategien mit anti-demokratischer Agitation” bündelt das Wissen des mehrjährigen Projekts, indem sie einen Blick auf die aktuelle Herausforderungslage von Kunst- und Kulturschaffenden wirft. Darüber hinaus bietet sie eine ausgewertete Sammlung von konkreten Umgangsstrategien und Unterstützungsmöglichkeiten, die zu einer höheren Resilienz von Kunst und Demokratie beitragen sollen.
Kulturpolitische Konferenz
Auf der bundesweiten kulturpolitischen Konferenz “The Art of Democracy: Wie wir die Kunst schützen und die Demokratie stärken” wurden die wertvollsten Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Workshops erneut aufgegriffen und vertieft diskutiert. Kulturstaatsministerin Claudia Roth sowie 150 Teilnehmende debattierten darüber hinaus verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen an die Kulturpolitik.
Auf der bundesweiten Konferenz konnten neue lokale und überregionale Austausch- und Vertrauensnetzwerke gebildet und das in den Workshops generierte Wissen auf einer breiteren Bühne in die Öffentlichkeit und an die Politik herangetragen werden.
Workshopreihe
Was bedeutet es für eine Offene Gesellschaft, wenn die Räume der Kunst enger werden? Welchen Formen anti-demokratischer Anfeindung sind Kunst- und Kulturschaffende in ihrem Alltag ausgesetzt und welche Strategien helfen im Umgang mit diesen?
Auf der Grundlage von zwölf Tiefeninterviews mit Expert:innen aus Kultur, Politik und Verwaltung wurde eine Workshopreihe konzipiert, bei welcher es von besonders großer Bedeutung war, regional und lokal unterschiedliche politische, gesellschaftliche und kulturelle Perspektiven sowie die Vielfalt der im Kultursektor tätigen Akteur:innen abzubilden. Die Stationen waren Bochum, Halle, Hamburg, München, Dresden und Erfurt. Die Workshopreihe verfolgte vor allem drei Ziele:
1. Durch den cross-sektoralen Austausch ein geteiltes Bewusstsein über die vielfältige Herausforderungslage erlangen.
2. Erfolgreiche Handlungsstrategien im Umgang mit anti-demokratischer Einflussnahme (v.a. rechtspopulistischer Agitation) sammeln und neue Umgangsstrategien (basierend auf einer kritischen Reflexion über das eigene Selbstverständnis) entwickeln.
3. Bedürfnisse und Forderungen erarbeiten, welche aus Sicht der Teilnehmenden den Kunst- und Kultursektor in seiner Freiheit und Souveränität stärken könnten.
Externe Veranstaltungen und Beiträge
11. Kulturpolitischer Bundeskongress (2022)
Auf dem Panel “Kultur als Austragungsort politischer Konflikte” diskutierte Paulina Fröhlich gemeinsam mit Max Czollek, Aladin El-Mafaalani, Bernd Stegemann, Ernst Busch und Michael Angele. Das Panel zeigte auf, dass im Kulturbereich die vielfältigsten Symptome einer starken Politisierung von Akteur:innen und gesellschaftlichen Debatten kulminieren und dass die Übergänge zwischen Politik und Kultur fließender als zuvor geworden sind: Kultur wird zunehmend zur Bühne, auf der politische Forderungen formuliert werden.
Auf dem Bundeskongress leiteten Paulina Fröhlich und Paul Jürgensen außerdem einen Workshop mit dem Titel “The Art of Democracy: Wie wir Kunst und Kultur vor antidemokratischer Einflussnahme schützen können”. Gemeinsam mit Franz Knoppe, Referent im Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung analysierte das Projektteam die Herausforderungen, vor denen Kunst und Kultur im Umgang mit anti-demokratischer Einflussnahme stehen und sie diskutierten mit den Teilnehmenden über Strategien für eine freie und wehrhafte Kunst- und Kulturszene.
Kulturpolitische Mitteilung 177 (II/2022)
In der Kulturpolitischen Mitteilung zum Thema “Die Kunst der Demokratie” schrieben Paul Jürgensen und Martín Valdés-Stauber, Dramaturg an den Münchner Kammerspielen, einen Beitrag über die wichtigsten Erkenntnisse aus dem mehrjährigen Projekt.
Der Text mit dem Titel “The Art of Democracy – Umgang mit illiberalen Anfeindungen” analysiert Herausforderungen mit anti-demokratischen Angriffen im Kunst- und Kulturbereich und beschreibt Strategien, die von den Teilnehmenden der Workshops als hilfreich beschrieben oder in den einzelnen Treffen gemeinsam entwickelt wurden.
6th Prague Populism Conference (2021)
Das Projektteam stellte auf der Prague Populism Conference mit dem Titel „Current Populism in Europe: What has changed since the start of the pandemic?“ am 19. Mai 2021 ein Konferenzpapier vor. In dem Papier werden verschiedene Szenarien entwickelt, wie sich der rechte Kulturkampf gegen eine diverse Kunst- und Kulturszene in Deutschland nach der Pandemie entwickeln könnte. Außerdem werden auf dieser Basis Handlungsstrategien für einen resilienten Kunst- und Kulturbereich erarbeitet.
Jahrestagung des Landesverbandes der Museen zu Berlin (2021)
Gemeinsam mit der Kulturpolitischen Gesellschaft leitete das Projektteam auf der Jahrestagung, welche vom 31. Mai bis zum 1. Juni mit dem Titel „Museen in Zeiten von Rechtspopulismus“ stattfand, eine Arbeitsgruppe. Der Workshop “Kulturpolitik & Rechtspopulismus” widmete sich dem demokratischen Selbstverständnis von Kunst und Kultur und fragte nach den Konsequenzen für die Kulturpolitik. Was muss eine zeitgemäße Kulturpolitik leisten? In welcher Weise darf und sollte die Kulturpolitik Einfluss auf die Kultureinrichtungen nehmen? Was sind legitime und sinnvolle Werkzeuge – und was nicht?
Paulina Fröhlich diskutierte außerdem auf dem Panel „Zwischen Gestaltungsauftrag und unrechtmäßiger Einflussnahme. Kulturpolitische Praxis in Zeiten von Rechtspopulismus“ mit Matthias Beitl, Volkskundemuseum Wien und Museumsverband Österreich, Holger Bergmann, Fonds Darstellende Künste e.V., Die Vielen e.V., und Çağla İlk, Kunsthalle Baden-Baden.
Projektmeldungen
Projektpartner
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