Blick auf Europa jenseits der Großstädte

Ergebnisse der Dialogreise „Europa Hört“ veröffentlicht

Das Progressive Zentrum hat im Rahmen von „Europa Hört“ zehn Orte abseits der politischen Zentren besucht, um Bürgerdialoge zu drei Schwerpunktthemen durchzuführen. Die Dialogreise hatte zum Ziel, jenen Stimmen Gehör zu verschaffen, die in den üblichen Debatten der Großstädte selten gehört werden.

Die Auswertung aller 190 Begegnungen zeigt, dass europäische Errungenschaften wie Frieden und Reisefreiheit vor allem von älteren Teilnehmenden häufig hervorgehoben wurden, während jüngere diese zwei Elemente als gegeben ansahen. Die Wahrnehmung von unnötiger, erschwerender Bürokratie in der EU stand der eigentlich starken Befürwortung von europäischer Zusammenarbeit direkt entgegen.

Eine emotionale Verbindung zu Europa bestand fast ausschließlich aufgrund persönlicher kleiner Erlebnisse. „Gemeinsame europäische Werte“ genossen einen hohen Stellenwert. Allerdings sahen die Teilnehmenden die Umsetzung von Aufgaben oder die Beurteilung von Verantwortung stets durch eine nationalstaatliche Brille statt aus einer europäischen Perspektive. Des Weiteren wurde „Osteuropa“ bei den Teilnehmenden fast ausschließlich mit Ressentiments verbunden.

Ausgewählt wurden die Gemeinden in zehn Bundesländern danach, ob sie Teil einer europäischen Grenzregion sind, EU- Fördermittel empfangen, eine EU-Partnerstadt haben, einen Abwanderungstrend verzeichnen und/oder durch Strukturschwäche gekennzeichnet sind. Abgefragt wurden die Meinungen und Gefühle rund um Europa mit Hilfe einer innovativen Methodik: In jedem Ort gab es eine geschlossene, moderierte Gesprächsrunde mit sieben bis zwölf Teilnehmenden zu drei Schwerpunktthemen: Soziales, Arbeit und Arbeitsmobilität sowie Identität und Migration. Darauf folgte eine mehrstündige offene Runde mit vielfältigen niedrigschwelligen Dialogangeboten rund um das Thema Europa.

Das Projektteam zieht aus seinen Erfahrungen folgende Schlussfolgerungen für das Handeln von EntscheidungsträgerInnen in Politik, Medien und Zivilgesellschaft:

  • BürgerInnendialoge statt Frontalbeschallung
  • Persönliche Möglichkeiten als Konsequenz erfolgreicher Politik vermitteln
  • Hindernisse im politischen Prozess ehrlich benennen
  • Ressentiments gegenüber Ost- und Ostmitteleuropa untersuchen
  • Kritik als europäische Haltung begreifen und fördern

Autorinnen

Paulina Fröhlich

Stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin | Resiliente Demokratie
Paulina Fröhlich ist stellvertretende Geschäftsführerin und verantwortet den Schwerpunkt „Resiliente Demokratie“ des Berliner Think Tanks Das Progressive Zentrum. Dort entwirft sie Dialog- und Diskursräume, leitet die europäische Demokratiekonferenz „Innocracy“ und ist Co-Autorin von Studien und Discussion Papers.

Gesche-Maren Siems

Assistenz der Geschäftsführung
Gesche-Maren Siems war die Assistenz der Geschäftsführung beim Progressiven Zentrum. Sie studierte Peace and Conflict Studies an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg, nachdem sie den Bachelor in Geschichte und Außereuropäischen Kulturen an der Universität Leipzig mit einem Auslandsaufenthalt an der Universität Antwerpen absolviert hat.

Nicolina Kirby

Projektassistentin
Nicolina war Project Assistant beim Progressiven Zentrum. Sie absolvierte ihren Bachelor in Public Governance und European Public Administration in Münster, Enschede und Prag und studiert nun im Master Politikwissenschaften in Potsdam. Ehrenamtlich ist sie in der Arbeit mit Geflüchteten aktiv.

Weitere Beiträge

Die AfD und die Berichterstattung über die Partei: „Der Medienopfer-Mythos fruchtet bei ihren Anhängern“

In einem Interview beim Tagesspiegel analysiert unser Policy Fellow Johannes Hillje den medialen Umgang mit der AfD

"Herr Schroeder, was ist der Grund für den Höhenflug der AfD?"

Wolfgang Schroeder im Interview mit Jan-Hendrik Hnida (Web.de) über die Zustimmung zur AfD

Was gegen die AfD hilft

Die Mobilisierungsmaschinerie der AfD trifft bei den anderen Parteien auf mangelnde Selbstreflexion und Ideenlosigkeit bezüglich der Gegenmittel. Normalisierung und Radikalisierung der AfD verlaufen erstaunlich synchron, schreibt unser Fellow Johannes Hillje in einem Gastbeitrag für die ZEIT.

teilen: