Wettstreit der Weltbilder: Sechs Impulse zur Erneuerung der liberalen Demokratie

Das Kernproblem liegt in der Unfähigkeit heutiger Demokratien, effektiv auf Änderungen im politischen Umfeld zu reagieren

Zusammenfassung

Das Vertrauen in westliche Demokratien schwindet. Seit Jahrzehnten wird es versäumt, Gesellschaft und Politik mit den nötigen Instrumenten auszustatten, um in einer transformierten Welt erfolgreich zu sein. Dieses Discussion Paper blickt in sechs Perspektiven auf den Diskurs zu demokratischer Innovation. Der Autor Hanno Burmester plädiert dafür, Transformation als demokratische Kernaufgabe zu verstehen. Wenn wir die Werte – und damit den Wesenskern – der liberalen Demokratie bewahren möchten, brauchen wir Diskurse, die aktiv mit der Zukunft umgehen, anstatt primär darauf ausgerichtet zu sein, das Bestehende zu bewahren.

Das Vertrauen in westliche Demokratien schwindet. Seit Jahrzehnten wird es versäumt, Gesellschaft und Politik mit den nötigen Instrumenten auszustatten, um in einer transformierten Welt erfolgreich zu sein. Dieses Discussion Paper blickt in sechs Perspektiven auf den Diskurs zu demokratischer Innovation. Der Autor Hanno Burmester plädiert dafür, Transformation als demokratische Kernaufgabe zu verstehen. Wenn wir die Werte – und damit den Wesenskern – der liberalen Demokratie bewahren möchten, brauchen wir Diskurse, die aktiv mit der Zukunft umgehen, anstatt primär darauf ausgerichtet zu sein, das Bestehende zu bewahren.

Das Kernproblem liegt in der Unfähigkeit heutiger Demokratien, effektiv auf Änderungen im politischen Umfeld zu reagieren.

Das Discussion Paper unterbreitet sechs Impulse:

  1. Der Zweifel im Inneren: Illiberale und antipluralistische Kräfte stellen die Europäische Union von innen heraus grundsätzlich in Frage. Der Wettstreit zwischen liberalen und illiberalen Konzepten ist Realität geworden.
  2. Neue Paradigmen, verschobene Welten: In den vergangenen Jahrzehnten sind im Westen neue Weltbilder entstanden. Sie stellen ehemals hegemoniale Paradigmen grundsätzlich in Frage.
  3. Der Bedarf an grundlegend neuen Architekturen: Das Kernproblem liegt in der Unfähigkeit heutiger Demokratien, effektiv auf Änderungen im politischen Umfeld zu reagieren.
  4. Jenseits der Prozessinnovation: Prozessinnovationen im bestehenden Rahmen werden die Demokratie nicht retten. Wir müssen auch die mentalen Modelle der liberalen Demokratie neu evaluieren und, darauf aufbauend, ihre Parameter, Strukturen und Institutionen neu gestalten.
  5. Demokratie für ein reichhaltigeres Leben: Die Demokratie muss widerspiegeln, dass materieller Wohlstand lediglich einer von mehreren zentralen Parametern guten Lebens ist.
  6. Der Glauben an die Machbarkeit einer anderen Welt: Wir brauchen Demokraten, die den spektakulären Versuch anstreben, und die folglich das spektakuläre Scheitern nicht negativ bewerten, sondern als Konsequenz eines Risikos anerkennen.

Der Text wurde bereits in einer Ausgabe des Jahrbuchs „Aufgang. Jahrbuch für Denken, Dichten, Kunst“  veröffentlicht.

Gefördert vom

im Rahmen des Bundesprogramms

Autor

Hanno war bis Oktober 2021 Policy Fellow im Progressiven Zentrum und arbeitete dort vor allem zur Zukunft der Demokratie. Mit seinem Beratungsunternehmen unlearn berät er DAX-Konzerne, mittelständische Unternehmen und öffentliche Institutionen zur kulturellen Seite der Digitalisierung.
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