Medienecho zur Studie „Rückkehr zu den politisch Verlassenen“

Studie von Johannes Hillje erzeugt große Resonanz in den Medien

Viele Menschen in strukturschwachen Regionen mit hohem Anteil rechtspopulistischer Wähler fühlen sich von der Politik verlassen. Dies ist eine zentrale Erkenntnis der deutsch-französische Vergleichsstudie von DPZ-Policy-Fellow Johannes Hillje. Die Studie zeigt außerdem, dass oftmals sozialpolitische Bedingungen – und nicht etwa Fremdenfeindlichkeit – Treiber für Unmut und Zukunftsängste sind.

In einem Interview mit ZEIT ONLINE erläuterte Hillje, dass Menschen in strukturschwachen Regionen mit einem hohen Stimmanteil rechtspopulistischer Parteien bei den letzten Wahlen, großen Redebedarf hätten und von der Politik wahrgenommen werden wollen. Es sei wichtig mit ihnen statt über sie zu sprechen. So beeinflusst schwindende Infrastruktur in ländlichen und städtischen Gebieten, die unter dem Strukturwandel leiden, die Ängste und den Unmut der Befragten am meisten. Im persönlichen stünden Geldsorgen und Zukunftsängste im Vordergrund, Migration als Problem werde vor allem durch Medienberichte wahrgenommen –  als gefühlte Wahrheiten, die wenig mit eigenem Erfahrungsschatz zu tun hätten. Die Menschen seien nicht per se politikverdrossen, Politik und Staat würden am häufigsten als Problemlöser genannt.

Auch die Welt berichtet über die Studie und hebt hervor, dass die Befragten oft wenig rassistisch seien, sondern einer „vergleichenden Abwertungslogik“ folgen: sie fühlen sich selbst abgewertet und werteten in der Folge Fremde ab. Wenn auch keine erschöpfende Analyse der AfD-Anhänger, so sei die Studie ein wichtiger Hinweis auf die verbreitete Mentalität an den Befragungsorten. Die Forderungen Hilljes, die Infrastruktur zu verbessern und den realen Sorgen der Bürger Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, würde teilweise schon von AfD-Funktionären aufgegriffen. Andere Parteien müssten sich beeilen, um diese Gruppen und Themen adressieren zu können. Diesen Punkt greift auch der Bericht des Tagesspiegel über die Studie auf.

Im Artikel des Deutschlandfunk beschreibt Petra Pau, Bundestagsabgeordnete der Linken für den Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf (ebenfalls Teil der Studie war), ihre Strategie in Bezug auf die Ergebnisse der Studie. Sie versuche die von Hillje geforderte Präsenz vor Ort zu leben und im Alltag ansprechbar zu sein.

Die Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung stellen die durch die Studie offengelegte Diskrepanz zwischen dem, was als größtes Problem des Landes wahrgenommen werde (Migration) und den größten Problemen des eigenen Alltags heraus. Die Zeitungen zitieren Hilljes Empfehlungen an die Politik, nicht nur lokal Präsenz zu zeigen und im Diskurs mit der Bevölkerung nach Lösungen zu suchen, sondern auch den durch die Digitalisierung hervorgerufenen Strukturwandel gesellschaftsfähig zu gestalten und die Infrastruktur zu stärken, um Chancengleichheit und persönliche Entwicklung zu fördern.

Auch die Deutsche Welle, der Freitag, das Handelsblatt, die Huffpost, der Kölner Stadt-Anzeiger, die Lausitzer Rundschau, die Mitteldeutsche Zeitung, der Münchener Merkur, das Naumburger Tageblatt,  piqd, Potsdamer Nachrichten, Der Standard, der TagesanzeigerVolksfreund und baden online, sowie ARD, Arte, ÖRF, MDR, SWR und das Tschechische Fernsehen griffen die Studie in ihrer Berichterstattung auf.

Autorin

Elisabeth war Projektassistentin bei Das Progressive Zentrum. Sie studierte Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und der Londan School of Economics. Ein Auslandsaufenthalt verbrachte sie an der American University in Cairo.

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