Die Berliner Politikszene traf sich mit Timothy Snyder, einem der führenden amerikanischen Historiker und öffentlichen Intellektuellen. Es war eine Gelegenheit, über sein neuestes Buch „Road to Unfreedom“ und dessen mögliche Auswirkungen auf die politische Praxis zu sprechen. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom German Marshall Fund of the United States und Das Progressive Zentrum organisiert.
Timothy Snyder ist Richard C. Levin Professor für Geschichte an der Yale University und ständiger Fellow am Institut für Humanwissenschaften in Wien. Er war Stipendiat in Paris, an der Harvard University sowie Dozent am College of Europe in Warschau, der Université Libre de Bruxelles, der London School of Economics, der Stanford University. Seine Arbeit über die Geschichte Mittel- und Osteuropas und den Holocaust hat ihm internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung verschafft.
In seinen jüngsten Arbeiten konzentriert sich Timothy Snyder jedoch mehr auf Aktuelles, als auf die Geschichte: den Aufstieg des Populismus und aufkommende illiberale Tendenzen in zeitgenössischen Demokratien. Insbesondere seit dem Regierungsantritt von Donald Trump hat sich die Sorge um die Zukunft seines Herkunftslandes, der Vereinigten Staaten, verstärkt. Darüber hinaus befasst er sich auch mit Entwicklungen in anderen Teilen der Welt, wie der Entstehung von Putins Russland oder der beispiellosen Brexit-Entscheidung.
In diesem Sinne veröffentlichte er 2017 „On Tyranny: Twenty Lessons from the Twentieth Century„, ein Buch, das auf kompakte und anschauliche Weise zeigt, wie europäische Demokratien autoritären Regimen erlagen. Die Veröffentlichung war ein Versuch, die BürgerInnen zu sensibilisieren, ohne über aufkommende Regime wie Faschismus, Nazismus oder Kommunismus nachzudenken. In “The Road to Unfreedom: Russia, Europe, America“, setzte Snyder seine Analyse des Aufstiegs des Autoritarismus in der modernen Welt fort und setzte die jüngsten Bedrohungen von Demokratie und Recht wie Cyberwars, Ungleichheiten und Nationalismus frei.
Beim Abendessen mit jungen politisch engagierten Berlinern wurde die Krise der Europäischen Union im Vorfeld der kommenden EU-Wahlen im Mai 2019 am heftigsten diskutiert. Das Konzept der Politik der Ewigkeit wurde oft in Erinnerung gerufen, indem eine Nation in den Mittelpunkt einer zyklischen Geschichte gestellt wurde, ebenso wie die Unfähigkeit der Europäischen Union, zu gedeihen, wenn sie nur auf der Erinnerung und Vergangenheit, nicht aber der Zukunft beruht. Nicht zuletzt wurde im Rahmen der One Belt One Road Initiative die noch nicht ganz absehbare Rolle Chinas in Europa diskutiert.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Das Progressive Zentrum und demThe German Marshall Fund of the United States organisiert.