Vernetzte Städte für ein inklusives Morgen

BürgermeisterInnen und ExpertInnen aus dem Bereich der Städtepolitik kamen in Washington DC zusammen

Städte und Metropolregionen sind Protagonisten in der Bekämpfung des Klimawandels, der Energiewende, der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und des wachsenden Populismus. Wie gut sie diese sozialen Veränderungen jedoch anführen können, wird davon abhängen, ob ihre eigenen Gemeinden inklusiv und gerecht sind.

Konzentration von Reichtum und geographische Ungleichheit

In den Vereinigten Staaten gibt es knapp vierhundert Metropolregionen, jedoch konzentrieren sich Wohlstand und Innovation auf wenige Ballungsgebiete im ganzen Land. Auf einer Podiumsdiskussion artikulierte Bruce Katz (The New Localism), dass seit der Fokussierung auf die Finanzindustrie in den 1980er Jahren Städte in den Vereinigten Staaten ihren Reichtum nach Kalifornien, New York und Massachusetts ausgelagert haben.

Diese Konzentration des Reichtums haben zu einer Agglomeration von Innovation und gleichzeitig zu geographischer Ungleichheit geführt. Dieser Trend macht es schwierig, Städte so zu entwickeln, dass sie Chancen für alle Einwohner gleichermaßen bieten.

Wir müssen über datengesteuerte Analysen sprechen, um Billionen von Dollar an Kapital zurück ins Kernland zu verlagern

Bruce Katz

Welche Metriken können den Erfolg einer Stadt bestimmen? 


In interaktiven Sitzungen diskutierten BürgermeisterInnen und ExpertInnen aus dem Bereich der Städtepolitik, was eine erfolgreiche Stadt ausmacht. Amy Liu von der Brookings Institution argumentierte, dass es nicht ausreicht, allein die Schaffung von Arbeitsplätzen als Maßstab zu verwenden. Es bedarf einer differenzierteren Analyse, welche berücksichtigt, ob Arbeitsplätze in Städten für ein breites Spektrum von Arbeitnehmern zur Verfügung stehen und ob diese Arbeitsplätze existenzsichernde Löhne zahlen, Leistungen und Sicherheit bieten. Ein weiterer beunruhigender Beschäftigungstrend ist die Zunahme der Vertragsarbeit, die häufig keine ausreichende Arbeitsplatzsicherheit bietet.


Diese Konferenz war Teil der transatlantischen Dialogreihe New Urban Progress, deren Ziel es ist, die transatlantischen Beziehungen durch den Austausch über die Zukunft der Städte und Metropolregionen zu stärken


Bürgermeister im Kampf für gerechte Städte

Das Diskussionsrunde mit den BürgermeisterInnen sprach sich dafür aus, den Zugang zu Handels– und Zertifizierungsprogrammen zu verbessern, um einem breiteren Spektrum von Gemeindemitgliedern zu nützen. Konkrete Maßnahmen, wie die universelle Vorschulerziehung sowie Richtlinien, die Frauen ermöglichen zu arbeiten, wurden von mehreren BürgermeisterInnen als zielführend gelobt.

Viele waren jedoch besorgt inwiefern sichergestellt werden kann, dass neue Richtlinien und Entwicklungen langjährigen AnwohnerInnen und BürgerInnen ohne Studienabschluss zugutekommen.

„Wie mitfühlend kann Ihre Stadt sein?“ – Bürgermeister Levar Stoney aus Richmond, Virginia

Bürgermeister Bill Peduto von Pittsburgh stellte seine „Four P“-Metrik (people, plan, place, performance) vor: die Stadt prüfe anhand der vier „Ps“ die Vergabe von Zuschüssen. Jeder Zuschuss muss Einzelheiten über die Menschen, den Plan, den Ort und die Leistung enthalten. Alle vier Elemente müssen in den Förderantrag aufgenommen werden, um sicherzustellen, dass das Projekt im Interesse der Stadt und ihrer Einwohner als Ganzes ist. Die BürgermeisterInnen waren optimistisch, dass sie die Städte in eine gerechtere Zukunft führen können.

„Städte sind überschaubar, sodass man etwas erreichen kann. Bei der Umsetzung kommt es darauf an, wer die kritischen Partner sind, die helfen, das richtige Publikum anzusprechen.“

Bürgermeister Bill Peduto
Podiumsdiskussion des Progressive Policy Institutes

Städte sind Netzwerke

Die ExpertInnen und BürgermeisterInnen diskutierten über die verschiedenen Sektoren und Akteure, die sich zusammenschließen könnten und wie Städte am besten als Netzwerke verstanden werden.

Evan Absher von der Kauffman-Foundation plädierte für Netzwerke und gegen ein Einheitsmodell: „Wir müssen im Facebook-Maßstab denken, nicht im Walmart-Maßstab“. Viele TeilnehmerInnen erklärten, dass Städte, welche in „Network Governance-Modellen“ arbeiten, in der Lage sind, notwendige Innovationen zu initiieren und zu finanzieren. Sie betonten, dass gute Partnerschaften das Herzstück von Städtenetzwerken sei.

Über die Veranstaltung „Going local: Eine transatlantische Perspektive“

Das Progressive Zentrum organisierte zusammen mit dem Progressive Policy Institute und der Alfred Herrhausen Gesellschaft die Konferenz „Going Local: A Transatlantic Perspective“ in Washington D.C. am Dienstag, den 10. März, als Teil der Sondierungsphase ihres Projekts New Urban Progress.

Die Bürgermeister von Rochester, Richmond, Pittsburgh, der Stabschef des Bürgermeisters von Denver sowie die StadtpolitikexpertInnen Bruce Katz und Amy Liu trugen zu der Veranstaltung bei. Ziel der Konferenz war es, drängende Herausforderungen und Lösungen für die Schaffung gerechter Städte in den Vereinigten Staaten zu erörtern und zu identifizieren.

Im Laufe des Jahres 2020 wird in Deutschland eine Spiegelveranstaltung stattfinden. Die Ergebnisse der beiden Konferenzen werden als vergleichende Grundlage für das transatlantische Dialogprojekt New Urban Progress dienen.


New Urban Progress ist ein transatlantischer Dialog über die Zukunft der Städte und Metropolregionen. Das Projekt bringt Akteure von beiden Seiten des Atlantiks zusammen, um daran zu arbeiten, städtische Gebiete vernetzter, innovativer und fairer zu gestalten. Im Rahmen seiner Sondierungsphase untersucht New Urban Progress die wichtigsten Herausforderungen für städtische Gebiete in den Vereinigten Staaten und Deutschland. Diese Ergebnisse dienen dann als Grundlage für den Dialog zwischen den Fellows des Projekts.

Das Projekt wurde durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.


hh

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Gefördert durch:

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Autor:innen

Diego war Projektmanager und koordinierte vor allem den jährlichen Progressive Governance Summit sowie den transatlantischen Dialog New Urban Progress. Diego ist derzeit auch der Get-Out-the-Vote-Coordinator für Europa, den Nahen Osten und Afrika für Democrats Abroad.

Dr. Maria Skóra

Policy Fellow
Maria Skóra ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Politik und Policy Fellow beim Progressiven Zentrum. Zuvor war sie Leiterin des Programmbereichs Internationaler Dialog des Progressiven Zentrums.

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