AG Jugend- und Klimaaußenpolitik

Hintergrund

Die Auswirkungen der Klimakrise bekommen weltweit alle Menschen zu spüren – junge Generationen werden aber künftig ganz besonders betroffen sein. Zugleich können junge Menschen auf die zukunftsrelevanten politischen Entscheidungen der Gegenwart jenseits von diversen Protestformen bislang nur unzureichend Einfluss nehmen. Deshalb fordern Jugendverbände und große Teile der Klimabewegung bereits seit Jahren, dass die Perspektive und Expertise junger Menschen stärkere Berücksichtigung in der Klimapolitik der deutschen Bundesregierung finden sollten. So solle – um für wirkungsvolle Beteiligung und Beratung die nötigen Voraussetzungen zu schaffen – der bisweilen punktuelle Austausch mit der jungen Zivilgesellschaft viel systematischer und strategischer als bisher in den Regierungsalltag integriert werden. 

Die Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, hat diese Forderung aufgegriffen. Sie unterstützt einen strukturierten Jugendbeteiligungs- und Konsultationsprozess für die “Klimaaußenpolitik”, für die Jennifer Morgan in der Bundesregierung fachlich und politisch zuständig ist. Und so konstituierte sich im März 2023 unter Trägerschaft des Progressiven Zentrums und mit Unterstützung durch das Auswärtige Amt als Pilotprojekt die “AG Jugend & Klimaaußenpolitik”. Bereits in den Monaten zuvor wurden aus einem Kreis von Initiator:innen erste Sitzungen abgehalten, bei denen sich auf die Nominierung ausgewählter Persönlichkeiten aus Jugendverbänden und klimapolitischen Initiativen verständigt wurde.

Anspruch

Seit Frühjahr 2023 organisieren sich in der AG Jugend & Klimaaußenpolitik insgesamt 15 junge klimapolitisch engagierte Menschen aus verschiedenen zivilgesellschaftlich und klimapolitisch relevanten Institutionen und Initiativen. Die AG setzt sich zusammen aus Vertreter:innen von Jugendverbänden und Aktivist:innen unter Berücksichtigung von Diversitätskriterien wie Gender und Migrationshintergrund. Damit soll die Möglichkeit geboten werden, dass die junge Generation in einem strukturierten, politiknahen Prozess gemeinsame Ideen entwickelt sowie konkrete Positionen und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die u.a. von der deutschen Bundesregierung angehört werden und unmittelbar in die entscheidenden Phasen der klimapolitischen Verhandlungen einfließen können. 

Erklärtes Ziel ist es, einen Wissenstransfer zwischen Politik, zivilgesellschaftlichen Organisationen und jungen Vertreter:innen der Klimaschutzbewegung zu ermöglichen. Ein übergreifendes Ziel dieses Vorhabens liegt zudem darin, Möglichkeiten auszuloten und konkrete Beispiele zu generieren, wie gute Beteiligung im Sinne eines möglichst inklusiven Prozesses, aber auch hoher Ergebnisqualität und politischem Impact aussehen kann (und wie vielleicht auch nicht!). 

Denn wir finden: Strukturierte Jugendbeteiligung und -konsultation sollte nicht nur abstrakter Anspruch moderner Regierungspolitik sein, sondern zunehmend gelebte Praxis werden.

Ablauf

Das Projekt ist zunächst entlang der Meilensteine der internationalen Klimapolitik angelegt, die zur Conference of the Parties (COP) 28 in Dubai führen. Konkret gliedert sich das Projekt in drei Phasen: 

In der ersten Phase (Konstituierungs- und Konsultationsphase) von März bis Juni 2023 steht die Konstituierung der AG sowie inhaltlich die kritisch-konstruktive Begleitung der klimapolitischen Verhandlungstände im Vorlauf zur COP im Mittelpunkt. Nach einem ersten fachpolitischen Austausch haben Mitglieder der AG Inputs zu folgenden vier Themenbereichen ausgearbeitet: (1) Minderung & Anpassung, (2) Just Transition, (3) Klimafinanzierungsziele sowie (4) Verluste & Schäden. 

Diese vier Inputs hat die AG in einem ersten Positionspapier zusammengeführt, das Anfang Mai 2023 erstmals an einschlägige politische Akteur:innen in Berlin und Brüssel versendet wurde und seitdem in einem iterativen Prozess weiterentwickelt wird. 

Kritisch diskutiert wurden die im Positionspapier der AG skizzierten Forderungen und Handlungsempfehlungen der AG Jugend & Klimaaußenpolitik bereits im Frühsommer 2023 mit Staatssekretärin Jennifer Morgan, Staatsministerin Anna Lührmann und den entsprechenden Fachabteilungen aus dem Auswärtigen Amt. In weiteren politischen Gesprächen u.a. im Zuge des Petersberger Klimadialogs im Mai 2023 und der Bonn Climate Change Conference im Juni 2023 wurde das Papier zudem mit ausgewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages, führenden Vertreter:innen der Klimadelegationen (“Heads of Delegations”) sowie Vertreter:innen von Klima-NGOs und der Klimawissenschaft diskutiert. 

In der zweiten Phase ab Juli 2023 erarbeitet die AG ein Climate Action Paper, das bis zur COP 28 öffentlichkeitswirksam auf Staatssekretär:innen- bzw. Minister:innen-Level übergeben werden soll. In dieser Phase wird es im September und Oktober 2023 Delegationsreisen mit zahlreichen hochrangigen klimapolitischen Gesprächen in Berlin geben. Zudem wird verstärkt der öffentliche Austausch mit Vertreter:innen aus Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gesucht. 

In der dritten Phase ab November 2023 wird der AG-Prozess gemeinsam mit allen, die als Mitglieder, Berater:innen oder auch politischer Adressat mitgewirkt haben, ausgewertet und zwar mit einem vorrangigen Ziel: Gemeinsam wollen wir kritisch reflektieren und lernen, wie die strukturierte Beteiligung junger Menschen in die Regierungspolitik im Allgemeinen und der deutsche Klimaaußenpolitik im Besonderen künftig (noch) besser gelingen. Leitfragen sind dabei: Was haben wir im Prozess über die Zusammenarbeit in einer heterogenen Gruppe gelernt und wie können vorhandene Potenziale und Ressourcen in Zukunft (noch) besser genutzt werden? Was gibt es für learnings für derartige Jugendbeteiligungsprozesse in der Regierungspolitik? Und welche Schritte zur weiteren institutionalisierten Beteiligung in der KAP sind denkbar bzw. wie kann es 2024 konkret weitergehen?

Die in dieser Phase generierten Erkenntnisse zu den Gelingensbedingungen guter Regierungsbeteiligung der jungen Zivilgesellschaft sollen dann in einem letzten Schritt des Pilotprojekts veröffentlicht und auch in diversen Formaten öffentlich diskutiert werden. Denn wie oben dargestellt: In diesem Projekt, möchten wir gemeinsam Möglichkeiten ausloten, wie eine effektive Mitgestaltung der deutschen Klimaaußenpolitik aussehen kann. Wir möchten Erfahrungen sammeln und konkrete Beispiele für gute (und auch für verbesserungswürdige) Beteiligung in Bezug auf Inklusion im Prozess, Ergebnisqualität und politischer Wirkmächtigkeit generieren. Und idealerweise einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass strukturierte Jugendbeteiligungs- und Konsultationsprozesse in der Regierungspolitik weiter institutionalisiert werden.

Wer ist in der AG?

Diese Liste wird fortlaufend aktualisiert.

Franka Bernreiter

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Franka Bernreiter ist 21 Jahre alt und seit ihrer Kindheit Mitglied in der DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg). Dort hat sie als Young Delegate ihr Interesse für internationale Zusammenarbeit entdeckt. Momentan repräsentiert sie junge Menschen aus Deutschland bei den Vereinten Nationen als UN Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung. Für sie sind das Zusammendenken und die Verflechtungen zwischen der Klimakrise und dem rasanten Biodiversitätsverlust sowie der Verschmutzungskrise essentiell. In der AG vertritt sie den DBJR (Deutschen Bundesjugendring). Franka studiert Humanmedizin.

Dante Esteban Davis

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Dante Davis arbeitet als Projektkoordination im Projekt „ConnACTion“ bei der Bundjugend. Dante hat von Mai 2020 bis April 2023 im Projekt “Locals United” mitgearbeitet und dadurch sehr viel Expertise zum Thema Klimagerechtigkeit, Empowerment und Antirassismus gewonnen. Im Projekt hat Dante Kontakt mit Klimaaktivist:innen aufgenommen, die z.B. aus Uganda oder Chile stammen, um deren Aktivismus innerhalb der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung sichtbarer zu machen.

Leon Janas

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Leon engagiert sich ehrenamtlich bei der BUNDjugend zu Themen der internationalen Klima- und Umweltpolitik. Sein besonderes Interesse gilt dabei der gerechten Ausgestaltung einer globalen sozial-ökologischen Transformation und der Partizipation junger Menschen in wichtigen Entscheidungsprozessen. Leon studiert Umweltwissenschaften mit eigenem Schwerpunkt auf Umweltpolitik in Freiburg und arbeitet am Öko-Institut e.V. zu Marktmechanismen im Klimaschutz. Er hat in den letzten Jahren bereits Erfahrungen auf internationalen Klimakonferenzen gesammelt, und war als Beobachter bei der COP26 in Glasgow und bei den Zwischenverhandlungen in Bonn in den Jahren 2022 und 2023 dabei.

Carla Kienel

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Carla engagiert sich ehrenamtlich bei der NAJU (Naturschutzjugend im NABU). Sie ist Teil der NAJU-Jugenddelegation für die 27. und 28. UN-Klimakonferenz und setzt sich vor allem für einen schnellen, gerechten Ausstieg aus allen fossilen Energien sowie für den Abbau neokolonialer Machtstrukturen ein. Dabei beschäftigt sie sich mit Fragen zur Gestaltung einer gerechten, antikolonialen und feministischen Transformation. Carla studiert Environmental Governance in Freiburg und arbeitet bei der gemeinnützigen Organisation Future Matters.

Luis Lüttkehellweg

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Luis vertritt in der AG die katholische Landjugendbewegung (KLJB), einen Verband, der sich für die Interessen von jungen Menschen im ländlichen Raum stark macht. Er engagiert sich in seinem Verband besonders zu globaler Gerechtigkeit und internationaler Klimapolitik. Dabei interessiert er sich vor allem für Minderung, eine Just Transition und für Querschnittsthemen wie wirkungsvolle Jugendbeteiligung. Luis studiert Mathematik und Theologie an der Universität Bonn.

Line Niedeggen

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Line ist Klimagerechtigkeitsaktivistin aus Deutschland und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Menschenrechten und Klimapolitik. Seit 2019 organisiert sie mit Fridays for Future auf lokaler, nationaler und heute hauptsächlich auf internationaler Ebene. Sie ist Mitgründerin von Climate Activist Defenders, einer Organisation, die Sicherheitsstrukturen für Aktivisten bereitstellt, die unter repressiven Bedingungen arbeiten. Line hat 2022 ihren Master in Physik abgeschlossen mit Fokus auf Klimaphysik.

Romie Niedermayer

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Romie engagiert sich in der Klimadelegation e.V. besonders im Bereich der internationalen Klimafinanzierung. International leitet sie die YOUNGO Arbeitsgruppe zum Themenkomplex Finanzen und ist Mitglied des Finanz-Teams des Climate Action Network. Beruflich arbeitet sie bei Germanwatch an der Reform der internationalen Finanzarchitektur. Ihr liegt es besonders am Herzen, die großen systemischen Weichen zu verschieben. Romie studiert in Freiburg Liberal Arts and Sciences.

Fidelis Stehle

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Fidelis Stehle ist ehrenamtlicher Präsident von FIMCAP Europa als auch deutscher UN-Jugenddelegierter für nachhaltige Entwicklung und setzt sich dabei für eine gerechte Bewältigung der dreifachen planetaren Krise. Er repräsentiert die KjG (Katholische junge Gemeinde) und ist Mitglied der FIMCAP Delegation zur COP27 und COP28.

Linus Steinmetz

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Linus ist Klimaaktivist und Klimakläger und vor allem mit Fridays for Future aktiv. Er arbeitet an internationalen Kampagnen für die Bewegung. Im Jahr 2020 klagte er mit Erfolg gemeinsam mit anderen gegen das Klimaschutzgesetz der deutschen Bundesregierung. Linus interessiert sich besonders für den Zusammenhang von Gerechtigkeits- und Sicherheitsfragen in der Klimaaußenpolitik der Bundesregierung. Linus studiert Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

Undine Fleischmann

AG Jugend- und Klimaaußenpolitik
Undine ist bei NAJU, der Naturschutzjugend des Naturschutzbundes Deutschland aktiv. In ihrer Arbeit steht vor allem die Verlinkung der Biodiversitäts- und Klimakrise und die Mitigation der Klimaveränderungen im Fokus. Nachdem Undine einen Master im Studiengang Umweltengineering mit Vertiefung Regenerative Energiesysteme und Wärmeschutz abgeschlossen hat, arbeitet sie jetzt als Ingenieurin für Klimatechnik am Institut für Luft- und Kältetechnik Dresden.
Sophia (Deutschland, Klimadelegation e.V.) studiert Umwelt- und Politikwissenschaften und hat erkannt, dass der Kampf gegen den Klimawandel ohne eine intersektionale Sichtweise nicht möglich ist. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf die Verflechtung der Krisen, mit denen wir heute konfrontiert sind - denn der Kampf für Menschenrechte, einschließlich Klimagerechtigkeit, Feminismus und Antirassismus, und für Umweltrechte muss Hand in Hand gehen, um eine gerechte Transition für alle zu schaffen.

Projektkontext

Die AG Jugend & Klimaaußenpolitik ist Teil des Gesamtprojekts “The Climate Connaction”, das das Progressive Zentrum in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt zunächst im Zeitraum zwischen März und Dezember 2023 durchführt. Das zweite Teilprojekt von The Climate Connaction ist das “Climate Action Fellowship”, bei dem 25 junge engagierte Menschen aus Deutschland, Mittel- und Osteuropa sowie dem Westbalkan ein Raum für gezielte Trainings, Fortbildungen und politische Austauschformate geboten werden. Durch diese Form der Vernetzung und des Capacity Buildings soll das zivilgesellschaftliche Engagement in der Klimaaußenpolitik im nationalen, vor allem aber im transnationalen Rahmen gestärkt werden. 

Damit sich die AG-Mitglieder über Ländergrenzen hinweg weiter vernetzen, austauschen und Allianzen schmieden können, sind im Herbst 2023 mindestens zwei physische sowie zahlreiche digitale Begegnungsformate zwischen der AG Jugend & Klimaaußenpolitik und den Climate Action Fellows geplant.

Leitung der AG

Andreas Oldenbourg

Senior Projektmanager

Mitarbeit

Sebastian Pieper

Projektmanager

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Förderung

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