Worin besteht unsere persönliche und berufliche Verantwortung angesichts der Klimakrise? Wie müssen wir unsere eigene Arbeitsweise anpassen und in welche Projekte sollte unsere Zeit und Energie fließen? Welche Akteure bedürfen der aktiven Unterstützung? Gemeinsam mit Das NETTZ schuf Das Progressive Zentrum einen vertraulichen Raum, in dem sich EntscheidungsträgerInnen und AktivistInnen mit diesen Fragen auseinandersetzen konnten.
Die Klimakrise trifft uns nicht nur kollektiv als Gesellschaft oder Menschheit – sie greift auch unser ganz persönliches Selbstverständnis als politisch Aktive, unser Innenleben als Menschen der Gegenwart an. Dass unsere Gesellschaften vor fundamentalen Veränderungen stehen, ist klar. Gleichzeitig erleben wir mit zunehmender Fassungslosigkeit, wieviel Energie und Ressourcen in den Erhalt des Status Quo investiert werden.
Müssen wir radikaler werden?
Viele, die im politischen Betrieb und der nachhaltigen Ökonomie täglich an der sozial-ökologischen Transformation arbeiten, haben es darum mit tiefgreifenden Zweifeln zu tun: Reicht das, was ich mache, aus? Warum verändert sich so wenig? Was ist meine Verantwortung? Was können – was müssen – wir tun, um Politik und Wirtschaft zu einem fundamentalen Umlenken zu bewegen? Wie müssen wir unsere Zeit, Energie, Kreativität, Netzwerke und Machthebel nutzen, um die individuelle und kollektive Lücke zwischen Wissen und gemeinsamem Handeln zu schließen?
Gemeinsam mit Das NETTZ wollte Das Progressive Zentrum einen Raum schaffen, in dem diese Fragen gestellt und die dazugehörigen Gedanken ausgesprochen und geteilt werden können. Unter dem Titel „Radikalität und Ratlosigkeit“ waren EntscheidungsträgerInnen und AktivistInnen eingeladen, sich mit ihren Zweifeln und Ängsten, Ausbrüchen und Hoffnungen auseinanderzusetzen – so gut es geht befreit von institutionellen Rollen und Sprachregelungen.
Open Mic, offenes Denken
An drei offenen Mikrofonen – Radikalität, Ratlosigkeit, Hoffnung – konnten die Teilnehmenden ins sprechende Denken geraten. Die Fragen gingen ans Eingemachte, die Beiträge ins Persönliche und Offene. Nicht routinierte Satzbausteine sollten das Sprechen bestimmen, sondern unfertige und ehrliche Gedanken – unter Umständen auch Gestammel und Stille. Für jeweils fünf Minuten konnten sich die Teilnehmenden zwischen den drei Mikrofonen hin und her bewegen und in vertraulichem Rahmen öffnen.
Die beiden GastgeberInnen, Hanno Burmester und Joanna Breidenbach, begannen mit einem eigenen Beitrag. Im Anschluss traten Patrizia Nanz, Wissenschaftliche Direktorin und Professorin für transformative Nachhaltigkeitswissenschaft am IASS Potsdam, und Maja Göpel, Generalsekretärin im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung und Aktivistin bei Scientists For Future, an die Mikrofone. Die Anspannung löste sich so zunehmend und gab Raum für ein intimes und konzentriertes Gruppengespräch voller intimer Einblicke und expliziter Aussagen.
Nach 90 Minuten ging der Abend unformatiert zu Ende. Das Bedürfnis bleibt, solche Abende öfter zu haben und das gemeinsame, offene Sprechen zu üben.