Nicht nur Krisen können Fortschritt erschweren, sondern auch fehlender Rückhalt in der Gesellschaft. Modernisierungsskeptische Gruppen sorgen sich – oftmals zurecht – um ihre Zukunft in der Transformation. Sie für die Klimawende zu gewinnen, muss Dreh- und Angelpunkt progressiver Politik sein.
Im neuen Buch «„Mehr Fortschritt wagen“? Parteien, Personen, Milieus und Modernisierung: Regieren in Zeiten der Ampelkoalition» ist Das Progressive Zentrum mit einem Beitrag zu einer Politik der gerechten Transformation vertreten. Die Autor:innen beleuchten darin einen vermeintlichen Widerspruch: den zwischen Skepsis und Fortschritt.
Neues Buch: „Mehr Fortschritt wagen“?
Die Ampelkoalition hat sich dem Fortschritt verschrieben. Deutschland soll grundlegend modernisiert, die sozial-ökologische Transformation vorangetrieben werden. Gleichzeitig beherrschen Pandemie, Krieg und Inflation seit Regierungsantritt die Schlagzeilen. Wie also passen Krisen und Fortschritt zusammen? Im neuen Buch „Mehr Fortschritt wagen“?, herausgegeben von Knut Bergmann, stellen Expert:innen aus den Feldern der Politik, Sozialwissenschaft und Ökonomie den Koalitionsvertrag auf den Prüfstand und entwickeln Perspektiven für unsere Zukunft.
Wie gelingt die Transformation?
Auch Paulina Fröhlich und Dominic Schwickert widmen sich in ihrem Beitrag einer zentralen Frage des Buches. Nicht nur Krisen können Modernisierung und Fortschritt erschweren. Vor allem auch der Rückhalt in der Gesellschaft für die Große Transformation ist entscheidend für ihr Gelingen. Die These: Akzeptanz muss besonders dort geschaffen werden, wo die Klimawende auf Widerstand stößt. Dies ist besonders bei der Gruppe der Modernisierungsskeptischen der Fall.
Die „Modernisierungsskeptischen“
Die Modernisierungsskeptischen verbindet, dass sie sich immer seltener als Gewinner:innen des Fortschritts sehen. Zwar lehnen sie die ökologische Transformation und Klimaschutzmaßnahmen nicht ab, sind jedoch skeptisch. Sie sorgen sich, nicht vom Wandel zu profitieren oder sogar Nachteile zu erfahren – so etwa Menschen in strukturschwachen Regionen. Das „unsichtbare Drittel“ fühlt sich politisch übergangen und erfährt zu wenig Anerkennung. Vor allem die Geringverdienenden in dieser Gruppe kämpfen zudem mit realen finanziellen Belastungen: steigende Energie- und Benzinpreise sowie Ausgaben für erforderliche Gebäudesanierungen.
Akzeptanz statt Abstiegsangst
Ihre Akzeptanz von politischen Maßnahmen für Klimawende und Modernisierung ist entscheidend – und damit auch eine Chance für die Ampelregierung, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bei der Buchvorstellung sagt. Modernisierungsskeptiker:innen und „Übergangene“ müssen die Zielgruppe progressiver Transformationspolitik sein. Die Ampel muss eine gerechte Transformation anstreben, um ihren Rückhalt zu gewinnen. Gerecht, was die Teilhabe an Entwicklungen und Entscheidungen betrifft. Und gerecht, was die Verteilung der Belastungen betrifft, wie Bas auch betont: „Wir müssen die Sorge [vor Preissteigerungen] ernst nehmen. Ich teile deshalb die Ansicht der beiden Autoren, dass wir die rasche Dekarbonisierung unbedingt mit sozialem Ausgleich verbinden müssen.“
Über das Buch und dessen Vorstellung berichteten auch der Tagesspiegel und politik & kommunikation.