Das Ende der Gewissheit

Zeiten absoluter Krise können und müssen auch Zeiten des Aufbruchs sein. Gegen die Erosion des demokratischen Nachkriegskonsenses hilft nur zusammenzustehen und Kräfte zu bündeln.

Editorial

Liebe Freund:innen, liebe Kolleg:innen,

„die Faschismusdebatte ist vorbei“, konstatierte der US-amerikanische Philosoph Jason Stanley vergangene Woche bei ZEIT Online. „Was wir jetzt sehen – das ist Faschismus.“ Die persönlichen Konsequenzen angesichts der systematischen Übergriffe der Regierung hat Stanley gezogen: Er wird die Yale University verlassen und migriert, wie auch die renommierten Historiker:innen Marci Shore und Timothy Snyder, nach Kanada.

Wenn Jason Stanley von faschistischen Zuständen in den USA spricht, geht es ihm nicht um perfekte Begriffe – sondern darum, die Strategien der Trump-Bewegung zu verstehen und zu benennen. Denn während radikale Populist:innen ihre Erfolgsstrategien längst gefunden haben, sind sie uns als Kräften der demokratischen Mitte abhanden gekommen. Angesichts des Strukturbruchs der liberalen Demokratie müssen wir uns fragen: Welche Schwächen liegen im System selbst? Was gilt es zu bewahren und zu verteidigen? Und wo braucht es mutige Reformen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt unserer großen Demokratiekonferenz Innocracy25 am 26. Juni 2025 – mehr dazu hier.

Zeiten absoluter Krise können – und müssen – auch Zeiten des Aufbruchs sein. Niemand versteht das besser als die Europäische Union, für die sich durch die Abkehr der USA von der regelbasierten Ordnung, ähnlich wie beim Delors-Moment in den 1980er-Jahren, erneut ein Fenster für einen grundlegenden Integrationsschub Europas öffnet. Wie Deutschland das nutzen sollte, haben wir mit führenden Wissenschaftler:innen jüngst in einem Papier skizziert

Wenn Gewissheiten schwinden, bleibt eine bestehen: Gegen die Erosion des demokratischen Nachkriegskonsenses hilft nur zusammenzustehen und Kräfte zu bündeln  – als Demokrat:innen, als Progressive, als Menschen.

Dominic Schwickert, Geschäftsführer 
Paulina Fröhlich, Stellvertretende Geschäftsführerin 

Dominic Schwickert

Geschäftsführer des Progressiven Zentrums
Dominic Schwickert ist seit Ende 2012 Geschäftsführer des Progressiven Zentrums. Er hat langjährige Erfahrung in der Politik- und Strategieberatung (u.a. Stiftung Wissenschaft und Politik, Bertelsmann Stiftung, IFOK GmbH, Stiftung Neue Verantwortung, Deutscher Bundestag, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie).

Paulina Fröhlich

Stellvertretende Geschäftsführerin und Leitung | Resiliente Demokratie
Paulina Fröhlich ist stellvertretende Geschäftsführerin und verantwortet den Schwerpunkt „Resiliente Demokratie“ des Berliner Think Tanks Das Progressive Zentrum. Dort entwirft sie Dialog- und Diskursräume, leitet die europäische Demokratiekonferenz „Innocracy“ und ist Co-Autorin von Studien und Discussion Papers.

teilen: