
Im Jahr 2007 wurde eine kühne Gründungsidee in die Tat umgesetzt. Seither trägt ein Think Tank der Berliner Republik das Progressive nicht nur im Namen, sondern hat sich dem politischen und gesellschaftlichen Fortschritt fest verschrieben.
Aus einer kleinen Organisation ist seither ein Netzwerk gewachsen, das sich weit über die Hauptstadt hinaus spannt. Das Progressive Zentrum hat Debatten angestoßen, geforscht, gestritten, Impulse gesetzt. All das ist in nur 15 Jahren geschehen. Andererseits ist es wie eine andere Zeit. Angela Merkel war 2007 gerade zwei Jahre im Amt, Steve Jobs stellte das erste iPhone vor, Tony Blair schied aus dem Amt und Nicolas Sarkozy wurde gewählt. Die Welt hat sich in den vergangenen 15 Jahren radikal verändert, die Politik und die Gesellschaft haben sich verändert. Doch war diese Veränderung nur Fortschritt?
Die großen Paradigmen und Gewissheiten der letzten Jahrzehnte haben ihre Gültigkeit verloren: Frieden durch Verflechtung, Wohlstand durch Wachstum, Freiheit durch Freihandel. Was in der Vergangenheit funktioniert hat, muss heute nicht mehr zwangsläufig zum Ziel führen. Was 2007 eine Gewissheit war, steht heute vielleicht bereits zur Disposition. Viele Menschen zweifeln deshalb am Fortschrittsversprechen liberaler Gesellschaften und schauen mit Sorge und Verunsicherung, vielleicht sogar mit Angst in die Zukunft: Werde ich in Zukunft ein gutes Leben führen können und wird es meinen Kindern einmal besser gehen als mir?
Damit dieses Versprechen wieder an Überzeugungskraft gewinnt, muss es erneuert werden. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten, indem auch wir uns programmatisch neu aufstellen. Als Progressives Zentrum wollen wir unter den radikal veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die realen Möglichkeit des Fortschritts herausarbeiten und das abstrakte Konzept Fortschritt durch greifbare und positive Zukunftsbilder mit Leben füllen. Leitend ist dabei der Anspruch, dem Fortschritt wieder eine Richtung zu geben.
Übersetzt in die 2020er Jahre heißt das für uns vor allem, den Weg in eine umweltverträgliche, digitale und soziale Zukunft zu bereiten.Im Fokus unseres Handelns steht daher künftig das Gelingen der gerechten Transformation. Bei dieser Jahrhundertaufgabe handelt es sich nicht um eine technokratische Operation und auch nicht um ein rein klimapolitisches Projekt. Vielmehr haben wir es mit einer politikfeldübergreifenden Aufgabe zu tun, die unser aller Leben grundlegend verändern wird. Staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kräfte sind gleichermaßen gefordert, um allen Menschen gleiche und gute Lebenschancen zu ermöglichen. Denn auf dem Weg wird es viele harte Konflikte geben, die nur gemeinsam und mit kluger politischer Steuerung gelöst werden können.
Dazu wollen wir in vier Schwerpunkten einen Beitrag leisten: Dem Schutz und der Weiterentwicklung der Demokratie, dem sozial gerechten Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne eines “Green New Deals”, der Fähigkeit von Staat und Verwaltung die Transformation strategisch auszugestalten, und der Stärkung von progressiven Akteur:innen, die diese Veränderungen vorantreiben.

Mensch und Ökologie müssen in Einklang gebracht werden, wenn unsere Gesellschaften die Klimakatastrophe abwenden wollen. Dies setzt Wirtschaftsmodelle mit hoher sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Innovationskraft voraus, die die Einhaltung der planetaren Grenzen garantieren. “Immer mehr” für das Individuum ist keine zukunftsfähige Maxime. Ziel muss es sein “immer besser” darin zu werden, bestehende soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten zu reduzieren und ein gutes Leben für künftige Generationen zu sichern. Dafür braucht Europa einen Green New Deal.

Staat und Verwaltung müssen schneller werden, um mit dem Tempo der Wirklichkeit Schritt zu halten. Zum einen erfordert das Digitalisierung und einen kulturellen Wandel in staatlichen Institutionen und der Verwaltung. Zum anderen einen vorausschauenden Staat, der öffentliche Güter und Infrastruktur für die Bürger:innen nicht erst dann stärkt, wenn Krisen ihn dazu zwingen. Denn das Gelingen der gerechten Transformation hängt in hohem Maße von der Handlungsfähigkeit des Staates ab.

Progressive sind in ihrer Strategiefähigkeit gefragt. Denn Fortschritt ist keine Selbstverständlichkeit, er muss errungen werden. Es gilt, überzeugende Narrative zu entwickeln, breite Bündnisse zu schmieden und einen zeitgemäßen Politik- und Führungsstil zu verfolgen. Mit Partnern aus Deutschland, Europa und den USA arbeiten wir daran, progressive Politik mehrheitsfähig zu machen.

Die Kraft der Demokratie liegt darin, dass ihre Bürger:innen die Zukunft gemeinsam gestalten können. In Zeiten der Klimakrise und des technologischen Wandels ist das besonders wichtig, denn beide Entwicklungen bedeuten enorme Umbrüche. Gute Repräsentation und ernsthafte Teilhabe sollen gerechte und bessere Lösungen für alle erwirken. In dieser Offenheit ist die Demokratie jedoch auch immer angreifbar – und damit niemals selbstverständlich. Wir glauben, zur Zukunftsfähigkeit der liberalen Demokratie gehört es, angesichts neuer Herausforderungen dazuzulernen, Grundfesten zu verteidigen und und sie kontinuierlich zu (re-)demokratisieren.
Mit diesen neuen Schwerpunkten wollen wir in Zukunft unserem Anspruch als progressiver Think Tank gerecht werden. Wir wollen Impulse setzen und die Ampelregierung so kritisch-konstruktiv begleiten. Wir wollen Diskurse anschieben, um in Zeiten von Krisen und Verunsicherung Orientierung zu stiften. Wir wollen eine Plattform sein und Progressive über Partei-, Sektor-, und Staatsgrenzen hinweg zusammenbringen. Wir geben unserer Arbeit eine neue Programmatik und eine neue visuelle Identität. Was wir bisher erreicht haben, verdanken wir unserem Team und unseren Mitstreiter:innen. In die neue Zukunft wollen wir gemeinsam mit einem wachsenden Netzwerk gehen.
Auf den Fortschritt!