
Prof. Dr. Bernd Käpplinger
Contributions
Seit rund 20 Jahren hören wir von OECD, EU, nationalen Regierungen, vielen Parteien und Wirtschaftsverbänden einmütig eine nahezu identische Erzählung: »In Europa ist die wissensbasierten Gesellschaft und Wirtschaft entstanden. Mehr als jemals zuvor sind der Zugang zu aktuellen Informationen und Wissen sowie die Motivation und Befähigung zur intelligenten Nutzung dieser Ressourcen – zum eigenen Wohl und zu dem der Gemeinschaft – der Schlüssel zur Stärkung von Europas Wettbewerbsfähigkeit und zur Verbesserung von Beschäftigungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte« (EU-Memorandum zum lebenslangen Lernen 2000, S. 5).
Weiterbildung 4.0 Ein Auszug aus dem neuen Buch Arbeit 4.0 von Detlef Wetzel: Gespräch mit Bernd Käpplinger, Themenpate der Arbeitsgruppe "Qualifizierung und Weiterbildung"
Detlef Wetzel: Welchen Stellenwert hat das Thema Weiterbildung für eine Politik, die Deutschland für die zukünftigen Herausforderungen rüsten soll? Wie wird Weiterbildung in der Bundesrepublik generell bewertet?
Bernd Käpplinger: Britische Kolleginnen von mir haben kürzlich die Metapher der Cinderella für die Weiterbildung gewählt. Das fand ich sehr passend. Weiterbildung darf gern die „schmutzige Arbeit“ machen. Sie soll die erreichen, die nach zig Jahren aus der Schule kommen und nicht ausreichend schreiben und lesen können oder einfach keine ausreichende berufliche Qualifizierung haben. Und was ist der Dank dafür? Viel Häme und Spott unter anderem in den Medien über die vermeintlich mangelnde Qualität, während die Stiefschwestern Schule und Hochschule im Rampenlicht die prächtigen Kleider tragen dürfen.