Trendszenarien-Workshop „Das Stadtwerk der Zukunft“

Es wurde schnell deutlich, dass der Betrieb eines Stadtwerks kein “Selbstläufer” ist, sondern gerade in Zeiten fundamentaler Umbrüche Flexibilität und Kreativität gefragt sind.

Energiewende, Digitalisierung, Stadtentwicklung – die Bandbreite der relevanten Zukunftsthemen ist groß und kaum ein Akteur ist auf lokaler und regionaler Ebene so sehr darin verwoben wie Stadtwerke. In unserem gemeinsamen Projekt „Das Stadtwerk der Zukunft“ mit dem VKU sind wir in einem zweiten Workshop mit spezifischen Szenarien der Frage auf den Grund gegangen, welche Rolle Stadtwerke auch in Zukunft noch spielen können und welche Veränderungen damit verbunden sind.

Rund 40 Teilnehmende aus den unterschiedlichsten Sektoren kamen früh im neuen Jahr am 9. Januar 2017 zusammen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung, um die Vorstellungen eines  zukünftigen Rollenbilds für Stadtwerke und die Energiewende insgesamt zu diskutieren.

Steffen Jenner, Policy Fellow im DPZ, interviewte zu Beginn Ines Zenke (Becker Büttner Held) sowie Andreas Kuhlmann (dena) zur derzeitigen Verfassung von Stadtwerken und ihrer möglichen zukünftigen Rolle. Frau Zenke und Herr Kuhlmann skizzierten anschaulich aktuelle Entwicklungen und stellten den Stadtwerken ein eher durchwachsenes Zeugnis aus. Zwar stünden viele Stadtwerke derzeit noch gut da, Zenke und Kuhlmann attestierten den Stadtwerken mit Hinblick auf diverse gegenwärtige und künftige Herausforderungen auf dem Energiemarkt aber auch noch erhebliches Entwicklungspotenzial. Es wurde schnell deutlich, dass der Betrieb eines Stadtwerks kein “Selbstläufer” ist, sondern gerade in Zeiten fundamentaler Umbrüche Flexibilität und Kreativität gefragt sind.

Anschließend gab es drei Arbeitsgruppen, moderiert von Lena Judick, Martina Richwien und Kai Roger Lobo, zu den Trendszenarien Energiewende, Digitalisierung und Stadtentwicklung, die in konstruktiver Atmosphäre die jeweils szenariorelevanten Entwicklungen und Umbrüche diskutierten.

Im Mittelpunkt der Diskussion in der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung stand die Dynamik zwischen wachsenden und schrumpfenden Städten sowie die Frage, welchen Beitrag Stadtwerke leisten können, um Städte lebenswerter zu machen und welchen potenziellen Limitierungen sie dabei unterliegen. Als zentrale Herausforderung wurde dabei die Integration von Dienstleistungen identifiziert. Die Arbeitsgruppe zur Energiewende registrierte drei aktuelle Trends: Digitalisierung, Dezentralisierung und die Komplexität von Lösungsmöglichkeiten. Der Wettbewerb werde entlang der gesamten Wertschöpfungskette zunehmend bunter. Für Stadtwerke sei in diesem Zusammenhang fraglich, ob Innovationen hinzugekauft werden sollten oder ein eventueller Größenvorteil gegenüber neueren Playern ausgespielt werden sollte. Im Themenschwerpunkt Digitalisierung wurde prognostiziert, dass sich die Kunden der Stadtwerke zunehmend zu selbstversorgenden “Prosumern” entwickeln werden. Die Digitalisierung werde nahezu alle Bereiche der Energieversorgung umfassen, für Stadtwerke blieben dann lediglich jene Bereiche übrig, die sich nicht digitalisieren lassen. Stadtwerke müssen ihre Rolle in diesem Szenario grundlegend neu definieren.

Aufbauend auf den Ergebnissen dieses Tages werden wir in einem Abschlussworkshop mögliche Rollenbilder für das Stadtwerk der Zukunft entwickeln. Auch die politischen Rahmenbedingungen für Energiewirtschaft, Digitalisierung und kommunale Daseinsvorsorge sollen dabei mitgedacht und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Im Sommer 2017 werden wir die Erkenntnisse aus den Workshops in einem Diskussionspapier konsolidieren und veröffentlichen. Zum Abschluss des Projekts ist eine öffentliche Veranstaltung zur Präsentation der Projektergebnisse geplant.


Das Projekt „Das Stadtwerk der Zukunft“ führen wir gemeinsam mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und in Kooperation mit folgenden Premium-, Basis- und Multiplikationspartnern durch:

Autoren

Von 2015 bis 2018 Project Manager im Progressiven Zentrum. Hat im Master Politikmanagement an der NRW School of Governance in Duisburg studiert und beschäftigte sich im Rahmen seiner Abschlussarbeit mit der Programmatik in den europäischen Parteienfamilien.

Dr. Steffen Jenner †

Policy Fellow | Strukturwandel
Steffen Jenner war Referatsleiter im Finanzministerium. Im Progressiven Zentrum begleitete er als Policy Fellow Projekte rund um die Themen Energie, Wirtschaft und politische Kommunikation. Steffen hat in Tübingen, Arizona und Harvard studiert.

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